Walfang
Noch bis zum 19. Jahrhundert gab es etwa dreimal so viele Wale wie heute. Durch den industriellen Walfang hat die Menschheit die Bestände drastisch reduziert. Unternimm mit uns eine kleine Reise durch die Geschichte des Walfangs und lerne, warum Wale überhaupt gejagt wurden und teilweise immer noch werden.
Geschichte des Walfangs
Wale bevölkern unsere Weltmeere bereits seit etwa 40 Millionen Jahren. Schon Urvölker jagten Wale, wodurch deren Bestände aber nie gefährdet waren. Doch dann begann der kommerzielle Walfang … Innerhalb von kurzer Zeit waren viele Arten nahezu ausgerottet.
Wirf mit uns einen Blick in die Geschichte des Walfangs von der Steinzeit bis heute.
Gründe für den Walfang
Überlegen wir uns Gründe für die Waljagd, kommt uns als Erstes sicher der Verzehr von Walfleisch in den Sinn. Doch die Hauptgründe waren ganz andere – einige hast du schon in der Chronik kennengelernt.
Die Szene im Park aus dem 18./19. Jahrhundert scheint auf den ersten Blick nichts mit Walfang zu tun zu haben. Aber sie ist voller Dinge, für die damals Produkte aus Walen genutzt wurden. Klicke auf die Info-Punkte, um mehr zu erfahren.
Hättest du gedacht, dass dafür Wale sterben mussten?
Was wurde wofür genutzt?
Welche Teile der Wale wurden zu welchen Produkten verarbeitet? Klick dich durch unsere Übersicht und finde es heraus.
Fleisch
Die Verwendung von Walfleisch als menschliche Nahrung spielt nur eine untergeordnete Rolle. Schon an den eigentümlichen Geruch von gekochtem Walfleisch konnten sich viele nicht gewöhnen. So galt Walfleisch nur in einigen Ländern als genießbar, zum Beispiel in Norwegen, Island oder Japan. Die Tiere mussten dafür sehr jung sein und sehr schnell verarbeitet werden. Meist wurde das Fleisch aber nur zu Tiernahrung verarbeitet oder zur Gewinnung von Öl verwendet.
Tran (Walöl)
Der Tran der Wale war der Hauptgrund für die Waljagd: Durch Erhitzen von Blubber (Speckschicht der Wale) und Fleisch wurde wertvolles Öl gewonnen. Es wurde hauptsächlich als Lampenöl genutzt, bis es später durch Petroleum ersetzt wurden. Aber auch Seifen, Salben, Suppen, Farben, Gelatine, Speisefette (z. B. Margarine) sowie Schuh- und Lederpflegemittel enthielten Tran. Walöl wurde außerdem zur Herstellung von Nitroglycerin verwendet, dem Hauptbestandteil von Dynamit.
Walrat
Auch die wachsartige Substanz aus dem Kopf von Pottwalen war sehr begehrt. Sie diente als Brennstoff in Öllampen, z. B. für Straßenlaternen und Leuchttürme. Außerdem wurde Walrat für Kerzen und in Kosmetika genutzt, auch als Rostschutz für Metalle und als Schmiermittel für Nähmaschinen und Uhren.
Barten
Anstelle von Zähnen haben Bartenwale lange Hornplatten, die Barten. Diese wurden zu sogenanntem Fischbein verarbeitet. Daraus entstanden Korsettstäbe, Reifrock-Reifen, Sonnenschirmstreben, Reitpeitschen, Körbe usw. Die bei der Herstellung von Fischbein anfallenden Schabspäne dienten als Polstermaterial.
Innere Organe
Leber, Bauchspeicheldrüse und andere Organe wurden von der pharmazeutischen Industrie genutzt. Durch die Größe der Organe erbrachte ein Wal in mancher Hinsicht dieselbe Ausbeute wie ca. 1.000 Schweine.
Walfang in der Straße von Gibraltar
Auch in der Straße von Gibraltar wurde bereits früh Walfang betrieben. In einer Höhle im Felsen von Gibraltar wurden Knochen von Delfinen gefunden, die wahrscheinlich von Neandertalern gejagt wurden.
Aus einer Studie der Royal Society von 2018 geht hervor, dass in der Antike auch Nordkaper und Grauwale in der Meerenge vorkamen. Grauwale waren im Ostatlantik schon im 6. Jahrhundert ausgestorben. Atlantische Nordkaper (E. glacialis) wurden durch den Walfang so stark reduziert, dass sie heute nur noch in den Polargebieten vor Amerika vorkommen und stark vom Aussterben bedroht sind.
In Punta Carnero in der Bucht von Gibraltar (bei Algeciras) gab es von 1921 bis 1961 eine Walfangstation. Sie wurde 1920 von einem norwegischen Unternehmen gegründet und 1950 von Spanien übernommen. In den 40 Jahren des Bestehens wurden allein für diese Walfangstation über 8000 Finn- und Pottwale erlegt. Bereits im ersten Jahr waren es 595 Finnwale und 47 Pottwale.
So kann man sich die Arbeit auf einer Walfangstation vorstellen: Die Wale wurden mit Winden an Land gehievt, wo Flenser mit Flensmessern den Speck von den Tieren schnitten. Dieser wurde anschließend im Speckkocher gekocht, um das wertvolle Öl zu gewinnen. Dann wurde der restliche Körper zerlegt, die Knochen wurden zerkleinert. Das Fleisch der Wale wurde größtenteils zu Fleischmehl für Viehfutter verarbeitet.
Ausrottung der Wale
Die ursprünglichen und heutigen Walbestände zu bestimmen, ist gar nicht so einfach: Die Lebensräume der Wale sind sehr groß, einige Arten wandern sogar zwischen Äquator und Polargebieten hin und her. Außerdem tauchen die Tiere oft nur kurz zum Luftholen auf und verbringen den Rest der Zeit unter der Wasseroberfläche. Die Schätzungen der Bestände können deshalb je nach Quelle ganz unterschiedlich sein. Alle zeigen aber, dass einige Arten inzwischen vom Aussterben bedroht sind oder sich zumindest in bestimmten Gebieten nicht mehr erholen.
Lerne mit unserem interaktiven Video einige besonders stark bejagte Wale kennen. Wir beziehen uns hier hauptsächlich auf die Angaben von IWC und IUCN (siehe Quellen und Zusatzinfos). Klicke die Wale an, um mehr über die Art zu erfahren. Dazu ist es am besten, wenn du den Ton einschaltest. (Alternativ kannst du mit Klick auf Skript den Text auch lesen.)
Sind inzwischen alle Walarten durch die IWC geschützt?
Während die großen Bartenwale inzwischen recht gut durch die IWC geschützt sind, gibt es für die meisten Walarten keine entsprechenden Abkommen. Vor allem Kleinwale werden in vielen Regionen der Erde weiterhin abgeschlachtet. Zwei der bekanntesten Beispiele sind:
- die zu Dänemark gehörenden Färöer Inseln, wo Jahr für Jahr hunderte Grindwale in eine Bucht getrieben und für den Verzehr niedergemetzelt werden.
- das Abschlachten von Großen Tümmlern und anderen Delfinen in Japan, das durch die Dokumentation Die Bucht weltweit bekannt wurde.
Warum werden Wale heute überhaupt noch gejagt?
Viele Produkte, für die früher Wale ihr Leben lassen mussten, können heute anders hergestellt werden. Trotzdem betreiben einige Ländern immer noch Walfang. Warum? Klick dich durch unsere Übersicht und finde es heraus.
Warum wir Wale schützen sollten
Der Walfang steht schon lange in der Kritik und auch wir von firmm machen uns für den Schutz der Wale stark.
Auf den folgenden Karten findest du Argumente gegen den Walfang. Überlege dir zu jedem eine Begründung. Drehe dann die Karte um und vergleiche deine Antwort.
Zusammenfassung
Du hast in diesem Kapitel gelernt, weshalb Wale gejagt wurden und welche Auswirkungen das auf den Bestand der Tiere hat. Teste dein Wissen in unserem Abschlussquiz.
Wie möchtest du weitermachen?
Was interessiert dich als Nächstes? Möchtest du weitere Lernthemen auf firmm-education entdecken oder dich noch intensiver mit dem Thema Walfang auseinandersetzen? Für beides haben wir hier ein paar Empfehlungen.
Lernthemen-Empfehlungen
Einige hier erwähnte Informationen werden an anderer Stelle noch ausführlicher behandelt. Du könntest zum Beispiel mit einem der folgenden Themen weitermachen:
- Nahrungskreislauf im Meer
- Bedeutung der Straße von Gibraltar für die Artenvielfalt
- Fischerei
- Bedeutung der Wale für das Ökosystem Meer (in Vorbereitung)
- Gefährdungsgrad laut IUCN
Quellen und Zusatzinfos
Du willst noch mehr über den Walfang wissen? In unseren Quellen für dieses Lernthema findest du viele zusätzliche Informationen:
Walfang
- Video-Material zum Walfang in der Infothek von firmm.education
- WWF: diverse Artikel zum Thema Walfang (de)
- Greenpeace: diverse Artikel zum Thema Walfang (de)
- Walfang in der Straße von Gibraltar: Vida Maritima (es), firmmkahedeu.com, The Guardian, Olive Press,
- Nicolas Entrup: Es geht um Welt (6) – Die vergessenen Wale (youtube-Video, de)
- The Royal Society: Wie Pottwale lernten, Walfänger zu meiden (Forschungsbericht, en)
- PLOS ONE: Einfluss des Walfangs auf den Kohlenstoffkreislauf (Forschungsbericht, en)
- Wikipedia: Walfang, Walfänger, Übereinkommen zur Regelung des Walfangs von 1946, Walfangstation, Walfleisch (de)
- Friedrich Bohmert: Vom Fang der Wale zum Schutz der Wale – Schriften des Werksarchivs Nr. 14 der Firma Henkel (de, nicht öffentlich verfügbar)
Infos zur IWC
- offizielle Webseite der IWC (en)
- Greenpeace: Geschichte der IWC (de)
- WWF: Geschichte der IWC (en)
Bestände vor Walfang und heute
- IWC: Liste zur Schätzung der Bestände einzelner Arten seit den 1980er Jahren (en)
- IWC: Liste zur Zahl der gefangenen Tiere seit 1986 mit Jahr, Land und Art (en)
- Our World in Data: Vergleich der Bestände von 1890 und 2001 (en)
- Livescience: Artikel zu Grauwalbeständen vor Walfang (en)
Beschreibung und Gefährdung einzelner Arten
- IUCN: Atlantischer Nordkaper, Blauwal, Buckelwal, Finnwal, Grauwal, Grönlandwal, Pazifischer Nordkaper, Pottwal, Seiwal, Südlicher Zwergwal, Südkaper
- IWC: Blauwal, Buckelwal, Finnwal, Grauwal, Pottwal, Seiwal