Foto-Identifikation

Die Foto-Identifikation ist ein sehr wichtiger Teil unserer Arbeit. Anhand von Fotos können wir einzelne Tiere wiedererkennen und lernen so noch mehr über die Wale in der Meerenge. Finde heraus, an welchem Merkmal wir die einzelnen Arten am besten erkennen und was wir dank Foto-ID über die Tiere erfahren haben.

Voraussetzungen

Für dieses Thema brauchst du hauptsächlich ein gutes Auge. Es werden keinerlei Lerneinheiten vorausgesetzt, hilfreich könnten aber folgende Themen sein:

Wie funktioniert die Foto-ID?

Wie der Name Foto-ID schon andeutet, fotografieren wir bei unseren Ausfahrten viel, um einzelne Tiere beim Vergleich der Fotos wiederzuerkennen. Gerade beim Auswerten der Bilder sind Geduld sowie ein gutes Auge und Gedächtnis gefragt, schließlich kommen jedes Jahr viele tausend Fotos hinzu.

Jede Art hat ihre eigenen Merkmale, an denen man die Individuen am besten voneinander unterscheiden kann. Schauen wir uns an, welche Merkmale das bei den Pottwalen, Orcas und Grindwalen sind.

Pottwale

Pottwale lassen sich am besten anhand der Fluke (also der Schwanzflosse) identifizieren. Die Form sowie eventuelle Narben oder Zeichnungen machen jede Fluke einzigartig. Auf den Fotos siehst du aber, dass Winkel und Lichtverhältnisse die Identifikation manchmal recht schwierig machen. Findest du trotzdem heraus, welche zwei Fluken vom selben Pottwal stammen?

Am geeignetsten für den Vergleich sind Fotos von der Unterseite der Fluke beim senkrechten Abtauchen. In dem Moment schaut die Fluke nämlich kerzengerade aus dem Wasser. Für solche Bilder muss man sich allerdings direkt hinter dem Pottwal befinden. Aus unserer Lerneinheit zum Whale-Watching weißt du aber sicher schon, dass das nicht den Richtlinien für respektvolles Whale-Watching entspricht. Deshalb versuchen wir, die Tiere hauptsächlich an anderen augenscheinlichen Merkmalen zu erkennen. Du siehst auf den Bildern oben zum Beispiel einige Fluken mit Narben, die man auch aus einem anderen Winkel gut erkennen kann. 

Orcas

Orcas lassen sich gut an der Form der Finne (also der Rückenflosse) und des Sattelflecks (dem hellen Fleck hinter der Finne) identifizieren. Wie du in der Lerneinheit über Orcas schon erfahren hast, sieht man bei dieser Art schon an der Form der Finne, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt. Nur männliche Tiere haben eine hohe schwertförmige Finne, die den Tieren auch den Namen Schwertwal einbrachte.

Schau dir die Bilder unten genau an. Man erkennt deutlich die unterschiedliche Form von Finne und Sattelfleck. Erkennst du eins der Tiere wieder?

Grindwale

Jetzt wird es richtig kompliziert! Die Grindwale sind auf dem Rücken fast einheitlich schwarz, daher können wir sie meist nur an der Form der Finne unterscheiden. Kannst du auf den Bildern unten erkennen, welches der vier Tiere auf dem großen Bild zu sehen ist?

Was bringt uns die Foto-ID?

Die Foto-ID kann verschiedene Zwecke erfüllen. Bei wandernden (sogenannten transienten) kann der Vergleich der Fotos mit anderen Forschungseinrichtungen helfen, die Routen einzelner Tiere nachzuvollziehen. Einige durch die Meerenge ziehende Finnwale wurden als Tiere von der französischen Mittelmeerküste und dem Ligurischen Meer (zwischen Korsika, Italien und Monaco) identifiziert. Und als in der Straße von Messina (zwischen Italien und Sizilien) im Dezember 2019 Orcas gesichtet wurden, staunte man nicht schlecht. Über Foto-ID fand man nämlich heraus, dass sie von Island stammten und über 5000 km zurückgelegt hatten – die längste bisher verzeichnete Wanderung von Orcas! Dabei kamen sie natürlich auch durch die Straße von Gibraltar.

Bei ortstreuen (sogenannten residenten) Tieren  nutzen wir die Foto-ID hingegen, um Informationen zur Struktur innerhalb der Gruppe zu erhalten: Wer spielt welche Rolle? Welche Tiere sind oft zusammen unterwegs?

Einige Tiere beobachten wir schon über Jahre, sodass wir viel über sie herausfinden konnten. Wie bei Menschen gibt es auch bei den Walen und Delfinen unterschiedliche Charaktere: die Beschützerin, den Aufpasser, die Scheuen und die Draufgänger …

Einigen guten Bekannten haben wir inzwischen Namen gegeben und sie in unser Patenschaftsprojekt aufgenommen. Auf firmm.org informieren wir regelmäßig darüber, wie wir diese Tiere während der Saion erlebt haben. Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, kann dort eine symbolische Patenschaft übernehmen.

Mithilfe der Foto-ID können wir außerdem Gründe für Verletzungen oder Krankheiten der Tiere untersuchen. So finden wir heraus, welchen Einfluss Schifffahrt, Fischerei, Lärm und Verschmutzung auf die Gesundheit der Meeressäuger haben. Mehr darüber erfährst du beim Thema Verletzungen.

Welche Schwierigkeiten gibt es bei der Foto-ID?

Einige Tiere sehen sich sehr ähnlich. Beim Vergleichen der Fotos muss man wirklich ganz genau hinsehen, um jedes Detail zu erfassen. Außerdem sind die Tiere immer in Bewegung – Wasserspritzer, ein anderer Winkel oder ungünstige Lichtverhältnisse machen die Auswertung oft ganz schön schwierig.

Doch damit nicht genug. Einige Merkmale ändern sich mit der Zeit: Verletzungen kommen hinzu, Narben verheilen, und manchmal ändert sich sogar die Form der Finne … Letzteres ist zum Beispiel bei jungen Orca-Männchen der Fall. Die sichelförmige Finne der Jungtiere nimmt nach und nach die schwertförmige Gestalt der Männchen an. Wir beobachten die Tiere saisonal zwischen März/April und Oktober/November. In den Monaten dazwischen kann sich ein Jungtier völlig gewandelt haben.

Zusammenfassung

Jetzt weißt du, worauf es bei der Foto-ID ankommt. Willst du noch ein bisschen üben?

Wie möchtest du weitermachen?

Was interessiert dich als Nächstes? Möchtest du weitere Lernthemen auf firmm-education entdecken oder noch mehr über die Foto-ID erfahren? Für beides haben wir hier ein paar Empfehlungen.

Lernthemen-Empfehlungen

Zu den hier erwähnten Infos über Finnwale passen besonders gut folgende Themen:

Quellen und Zusatzinfos

Du möchtest dir noch mehr Wissen zur Foto-ID aneignen? In unseren Quellen für dieses Lernthema findest du viele zusätzliche Informationen:

Stiftung firmm

Die Stiftung firmm setzt sich aktiv für die Erforschung und den Schutz von Walen und Delfinen und ihres Lebensraums Meer ein.

Unser Standort Tarifa an der Straße von Gibraltar dient als Forschungs­station und bietet allen Besuchern die Möglich­keit, die faszinierenden Meeressäugetiere in ihrem natürlichen Lebens­raum zu erleben.