Fischerei
Bis 2040 werden vermutlich über 9 Mrd Menschen auf der Erde leben. Um die immer weiter wachsende Bevölkerung mit tierischen Proteinen zu versorgen, spielen Fischerei und Aquakultur laut Welternährungsorganisation eine wichtige Rolle. Lässt sich das ohne weiteren Raubbau an der Natur überhaupt machen?
Werfen wir einen Blick auf die Fischerei im Allgemeinen und schauen wir uns am konkreten Beispiel der Thunfische an, wie die Situation in der Straße von Gibraltar aussieht.
Fachbegriffe
In dieser Lerneinheit unterscheiden wir verschiedene Arten der Fischerei. Kannst du zu jeder Definition den richtigen Fachausdruck ergänzen?
Bedeutung der Fischerei
Insbesondere in den ärmeren Regionen der Welt ist Fisch oft die einzig verfügbare bzw. erschwingliche Quelle für tierische Proteine. Aber auch in Industrieländern wird Fisch wegen der Omega-3-Fettsäuren, Selen und Jod für eine ausgewogene Ernährung empfohlen. Dementsprechend groß sind der Bedarf an Fisch und die Zahl der Menschen, die von der Fischerei leben.
Die Welternährungsorganisation (FAO) veröffentlicht alle zwei Jahre einen Bericht zur Lage von Fischerei und Aquakultur. Kannst du die Zahlen richtig zuordnen?
Wo wird gefischt?
Laut FAO gibt es weltweit etwa 4,57 Mio Fischereifahrzeuge , von denen aber nur 3 Prozent (knapp 68.000 Boote) 24 Meter oder länger sind. Etwa 82 Prozent der motorbetriebenen Fischerboote sind weniger als 12 Meter lang.
Größe und Ausstattung der Boote sowie unterschiedliche Fanglizenzen bestimmen, wo und wie Fischfang betrieben wird. Klicke dich durch unsere Übersicht und finde heraus, was man unter Küstenfischerei, kleiner sowie großer Hochseefischerei versteht.
Küstenfischerei
Für die Küstenfischerei werden kleine bis mittelgroße Boote eingesetzt, die in wenigen Kilometern Entfernung zur Küste arbeiten. Sie kehren täglich in den Hafen zurück, um den Fang dort abzuliefern.
Kleine Hochseefischerei
Für die kleine Hochseefischerei ist mehr Technik erforderlich. Die Hochseekutter sind meistens zwischen 18 und 32 m lang und haben 4-6 Besatzungsmitglieder. Diese Kutter müssen über Verarbeitungs- und Kühlsysteme verfügen, da sie auf der Suche nach großen Fischschwärmen oft mehrere Tage, manchmal sogar bis zu zwei Wochen auf hoher See unterwegs sind. An Bord befindet sich auch ein Sonar, mit dem die Wassertiefe gemessen und Fischschwärme lokalisiert werden können.
Große Hochseefischerei
Von großer Hochseefischerei spricht man bei größeren Fabrikschiffe, die über einen langen Zeitraum auf hoher See bleiben und die Beute direkt auf hoher See verarbeiten und tiefkühlen. In der Flotte befinden sich meist Begleitboote, die die Fabrikschiffe mit Proviant, Treibstoff und anderen Materialien versorgen.
Fangmethoden
Wie bei jeder anderen Aktivität auch, werden in der Fischerei unterschiedliche Methoden angewandt. Manche werden wegen ihrer extrem negativen Auswirkung auf die Umwelt kaum noch verwendet, wie zum Beispiel die Treibnetzfischerei, andere gehören aufgrund ihrer hohen Kosten und geringen Gewinnspanne bald der Vergangenheit an. In der folgenden Übersicht stellen wir einige der wichtigsten Fangmethoden vor.
Wie viel Fisch gibt es noch im Meer?
Die Fischbestände der Meere lassen sich nicht einfach zählen, sie können nur abgeschätzt werden. Die Welternährungsorganisation (FAO) veröffentlicht alle zwei Jahre eine Statistik für unterschiedliche Fangregionen. Die Daten dafür stammen aus folgenden Quellen:
- Von den Fischern gemeldete Fangmengen. Diese werden an die staatlichen Behörden des jeweiligen Landes übergeben. Das Problem hier ist, dass nur die offiziellen Fangmengen gemeldet werden – illegale Mengen und der Beifang werden nicht erfasst.
- Wissenschaftliche Daten. Auf großen Fangschiffen darf regelmäßig auch wissenschaftliches Personal mitfahren, das Fangmenge, Zusammensetzung, Alter und Größe der Tiere usw. untersucht. Außerdem werden eigene Forschungsfahrten mit Probefängen unternommen, die gewisse Schätzungen zur Altersverteilung der gefangenen Fische sowie zum Beifang zulassen.
Die den Behörden gemeldete Fangmenge beträgt pro Jahr über 80 Mio Tonnen. Diese relativ konstante Zahl deutet aber keinesfalls auf stabile Fischbestände hin. Der Grund ist vielmehr: Nachdem die Küstengebiete nicht mehr genug Fisch hergaben, wurden neue Reviere erschlossen – weiter von der Küste entfernt und in immer tieferen Zonen der Ozeane.
Nach Angaben der FAO sind bereits über 34 Prozent der Fischbestände überfischt und 60 Prozent maximal genutzt. Zu den am stärksten überfischten Gebieten zählen Mittelmeer, Schwarzes Meer, Südostpazifik und Südwestatlantik. Die Angaben beziehen sich jedoch nur auf die kommerziell genutzten Arten. Außerdem müssen wohl noch zwischen 14 und 33 Prozent aus der illegalen Fischerei hinzugerechnet werden. Und es gibt jedes Jahr viele Millionen Tonnen, die als unerwünschter Beifang meist tot wieder ins Meer geworfen werden. Das sind:
- Tiere, die nicht kommerziell genutzt werden, z.B. Muscheln, Quallen, Seesterne, Delfine, Meeresschildkröten und Seevögel
- zu junge und/oder zu kleine Tiere
- Tiere, für welche die Fischer keine Quote besitzen bzw. für die sie ihre Quote schon ausgeschöpft haben
Die Auswirkung der entnommenen Fischmengen auf die Nahrungskette und das Ökosystem Meer sind im Bericht der FAO nicht berücksichtigt. Dem muss in Zukunft unbedingt mehr Beachtung geschenkt werden.
Wie sollte die Fischerei der Zukunft aussehen?
Um uns Fisch als Nahrungsmittel zu erhalten, müssen wir verantwortungsvoller mit den Ressourcen umgehen und eine Balance finden zwischen den Bedürfnissen der Menschheit und denen der Natur. Auf dem Weg zu einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Fischerei gilt es, folgende Probleme zu lösen.
Überfischung vermeiden
Höchstgrenzen für den Fang bestimmter Arten gibt es in der Fischerei schon länger. Doch die wissenschaftlich ermittelten Grenzwerte wurden allzu oft von der Politik zu Zielwerten uminterpretiert, sodass regelmäßig zu viel Fisch gefangen wurde. Inzwischen gibt die Wissenschaft einen Zielwert für die Fangquoten und einen Grenzwert zur Absicherung an.
Über die Fangquoten lässt sich der Überfischung entgegenwirken. Dabei ist jedoch wichtig, die Fangmengen pro Fischer oder Produktionsgenossenschaften zu vergeben. So wird der Konkurrenzkampf untereinander vermieden und die Fischer können besser planen.
Auch eine Beschränkung des Fischereiaufwands wird in einigen Regionen angestrebt. So gelten für bestimmte Arten spezielle Fangzeiten, die Flottengröße wird begrenzt oder es ist eine Mindestmaschenweite für die Netze vorgeschrieben.
Kontrolle der Bestände und Artenvielfalt
Bei der Festlegung der Fangquoten muss verstärkt auf die Artenvielfalt und die Interaktion der verschiedenen Arten Rücksicht genommen werden. Von jeder Art sollten nur so viele Tiere entnommen werden, dass kein Schaden für die Umwelt entsteht.
Das bedeutet nicht nur, dass genügend Tiere als Nahrung für andere Arten übrig bleiben – es geht vor allem darum, das Ökosystem als Ganzes zu erhalten. Für dieses Konzept ist es jedoch nötig, mehr über die komplexen Zusammenhänge innerhalb der Nahrungskette herauszufinden und diese in konkrete Zahlen zu fassen. Dabei spielt auch die Zusammensetzung des winzigen Planktons eine Rolle, von dem sich viele kleine Tierarten ernähren.
Beifang reduzieren
Beifang wird bisher meist einfach über Bord geworfen. Grund dafür ist das in vielen Staaten geltende Beifangverbot, nach welchem die Fischer nur die Arten anlanden dürfen, für die sie eine Fanggenehmigung haben. Was also so schön nach Vermeidung von Beifang klingt, hat lediglich zur Folge, dass zahlreiche Tiere sinnlos sterben. Um dies in Zukunft zu vermeiden, sollte kommerziell nutzbarer Beifang auf die Fangquote angerechnet werden. So könnten Garnelenfischer auch die ins Netz gegangenen Speisefische verkaufen, dürften aber entsprechend weniger Garnelen fangen.
Ganz wichtig ist jedoch die Entwicklung von schonenden Fangmethoden, um Beifang von vornherein zu verhindern. Das können akustische Signale für Delfine sein oder besonders geformte Haken, durch die weniger Meeresschildkröten und Seevögel zum Opfer werden. Der WWF förderte 2011 und 2014 mit einer International Smart Gear Competition innovative Ideen auf dem Gebiet. Der Deutsche Naturschutzbund NABU empfiehlt, den Einsatz schonender Fangmethoden durch entsprechende Privilegien wie erhöhte Fangquoten zu belohnen.
Sicherung der Existenzen kleiner Fischer
Etwa 12 Millionen Personen sind in der handwerklichen Fischerei tätig sind. Dem stehen nur etwa 500.000 in der industriellen Fischerei gegenüber, die aber dank modern ausgerüsteter Fangflotten in viel größerem Maße und auch rund um den Globus fischen können. Wird der Fischfang in überfischten Gebieten eingeschränkt, leiden vor allem die kleinen Fischereibetriebe darunter – dies gilt in besonderem Maße für ländliche Regionen und Entwicklungsländer, in denen es an alternativen Arbeitsplätzen mangelt.
Die Existenzen der kleinen Fischer lässt sich nur sichern, wenn wirtschaftliche Interessen, Umweltaspekte und Soziales nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden. Statt weiterhin die Fischerei zu subventionieren, könnte man mit dem Geld Fischer unterstützen, in deren Gebieten der Fischfang vorübergehend eingeschränkt wurde.
- Umwelt: Der Druck auf die Fische sinkt, die Bestände erholen sich.
- Soziales: Die Fischer haben in der Schonungszeit trotzdem ein Einkommen.
- Wirtschaft: Da sich die Bestände erholen, kann zukünftig wieder mehr gefangen werden.
Illegale Fischerei eindämmen
Schon durch die legale Fischerei ist der Druck auf viele Arten extrem hoch, weil die Fangquoten zu oft am oberen Limit festgelegt wurden. Man schätzt aber, dass noch etwa 14-33 Prozent zusätzlich dem illegalen Fischfang zum Opfer fallen.
Zur Unterbindung illegaler Fischerei müssen Fischerboote heute mit einem Schiffsüberwachtungssystem ausgerüstet sein, das die Positionsdaten an die Fischereiaufsichtsbehörden übermittelt. In der EU werden außerdem nach jeder Fahrt Fanglizenzen, Fracht und Logbuch kontrolliert. Trotzdem gibt es noch Schlupflöcher für illegale Fänge. Die Leonardo di Caprio Stiftung finanziert teilweise die Initiative “Global Fishing Watch”, um die Schlupflöcher zu stopfen.
Schutzgebiete einrichten
Die Meere brauchen unbedingt mehr Schutzgebiete! Besonders in den Fortpflanzungsgebieten und Kinderstuben der Meerestiere muss der Fischfang stark eingeschränkt oder untersagt werden.
Wollen wir für nachfolgende Generationen einen lebenswerten Planeten erhalten, brauchen wir mindestens 30 Prozent Schutzgebiete im Meer und an Land bis 2030. Die Kampagne 30×30 wird von der Wissenschaft und vielen Umweltverbänden unterstützt.
Schutzgebiete sorgen dafür, dass sich das Ökosystem Meer wieder erholt, dass es mehr Nachwuchs gibt und die Fische wieder größer werden. Und auch der monetäre Wert dafür wurde schon beziffert. Laut Ocean.unite könnten solche Schutzgebiete mehr als 150.000 Arbeitsplätze schaffen und bis zum Jahr 2050 mindestens 490 Mrd US-Dollar einbringen.
Ist Aquakultur die Lösung?
Fachleute gehen davon aus, dass der Fischverbrauch auch künftig weiter zunehmen wird. Laut Welternährungsorganisation wird dabei die Aquakultur eine immer wichtigere Rolle spielen, also die vom Menschen kontrollierte Zucht oder Aufzucht in Teichen oder Becken bzw. in Netzkäfigen im Meer. 2018 stammten bereits 82 Mio Tonnen Fisch, Meeresfrüchte, Algen usw. aus Aquakultur (97 Mio Tonnen aus der Fischerei).
Die Aquakultur hilft zwar, Überfischung zu vermeiden – die Massentierhaltung unter Wasser führt jedoch zu ganz anderen Problemen.
- Die Ausscheidungen der Tiere führen zur Verschmutzung der Gewässer
- in Gefangenschaft gehaltene Tiere sind anfälliger für Krankheiten, Verletzungen und Parasiten
- die eingesetzten Medikamente führen zu Resistenzen der Krankheitserreger, die wiederum befallen verstärkt auch wildlebende Tiere
- Zuchttierarten breiten sich als invasive Arten in der Umgebung aus und verdrängen die heimische Flora und Fauna
- viele Zuchtarten werden durch Wildfisch ernährt, was zur Überfischung dieser Arten führt
Befürworter der Aquakultur halten dagegen, dass die Umweltbelastung durch Fischfarmen deutlich geringer ausfällt als bei der Massenhaltung von Schweinen oder Rindern. Außerdem brauchen wechselwarme Fische deutlich weniger Futter als gleichwarme Landtiere, weil sie unter anderem weniger Energie in die Wärmegewinnung stecken müssen.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die Nachteile zu umgehen:
- herbivore Fische züchten
- filtrierende Tiere wie Miesmuscheln und Austern züchten
Muschelzucht an Seilen, die von schwimmenden Pontons herabhängen, ist besonders nachhaltig. Es entsteht eine zusätzliche Oberfläche, die von den planktonisch im Meer treibenden Larven besiedelt werden kann.
Zusammenfassung
Jetzt weißt du, welche Probleme die Fischerei in den nächsten Jahren ganz dringend lösen muss. Lass uns die wichtigsten Punkte noch einmal zusammenfassen.
Wie möchtest du weitermachen?
Was interessiert dich als Nächstes? Möchtest du weitere Lernthemen auf firmm-education entdecken oder dich noch intensiver mit der Ozeanversauerung auseinandersetzen? Für beides haben wir hier ein paar Empfehlungen.
Lernthemen-Empfehlungen
Einige hier erwähnte Informationen werden an anderer Stelle noch ausführlicher behandelt. Du könntest zum Beispiel mit einem der folgenden Themen weitermachen:
- Bedeutung der Straße von Gibraltar für die Artenvielfalt
- Tiefenzonen der Meere
- Klimawandel (in Vorbereitung)
- Flora und Fauna (noch in Vorbereitung)
Quellen und Zusatzinfos
Du möchstest noch mehr über Ozeanversauerung erfahren? In unseren Quellen für dieses Lernthema findest du viele zusätzliche Informationen:
- Videos zur Ozeanversauerung in unserer Infothek
- BIOACID – Seite von GEOMAR über die biologischen Auswirkungen von Ozeanversauerung, inklusive PDFs mit Fakten und Schülerexperimenten zum Thema
- Ozeane in Gefahr – Artikel von spektrum.de
- Versauerung: Die Zukunft wird sauer – Artikel der Heinrich Böll Stiftung
- Artikel in National Geografic über Ozeanversauerung
- Was bewirkt CO2 im Ozean? – Artikel von scinexx.de
- Wie hängt die anthropogene Ozeanversauerung mit dem Klimawandel zusammen? vom Deutschen Klima Konsortium
- Wie viel CO2 schlucken die Ozeane? – Artikel von wissenschaft.de
- CO2 im Meerwasser: es gibt auch Profiteure – Artikel von Scinexx.de
- Auswertungen von Eisbohrkernen zum CO2-Gehalt im Meer – vom Europäischen Institut für Klima und Energie
- Forscherteam macht Kohlendioxid zu Stein – Artikel von spiegel.de
- Wikipedia-Artikel zur Ozeanversauerung
- Wikipedia-Artikel zum Henry-Gesetz
- kleines Foto Korallen: Bernd Nies